SCHREIBKICK: Musik und Sprache
The Tempest-Newsletter 02/2018
Viele Leute hören Musik, während sie schreiben. Sie vermittelt Stimmungen und lässt die Alltagsgeräusche verstummen, so dass der Autor leicht in seine Welt eintauchen kann. Umso spannender ist jedoch die Tatsache, dass Musik erstens selbst eine Sprache ist, die jeder ansatzweise verstehen kann, und zweitens als Filmmusik inzwischen noch leichter verständlich ist. Man kann Musik also noch direkter zum Schreiben verwenden.
Einerseits hilft sie dabei, rhythmisch zu schreiben: Hat man beim Schreiben ein Stück im Dreiertakt auf den Ohren, fallen die Daktylen leichter, bei einem mit Vierertakt die Trochäen. Musik, die einem gefällt, kann hilfreich sein, eine Sprachmelodie zu entwickeln, die einem ebenfalls gefällt.
NACHTRAG zu 02/2018 (aus meinen persönlichen Erfahrungen): Schreibt man Piratendinge, kann man Seemannslieder oder (in meinem Fall) Piratenmetal hören wie Alestorm oder Stormfrun, Stormseeker und wie sie alle heißen, dazu seinen Dreispitz tragen (ich nicht, ich werde dumm mit Hut auf dem Kopf, aber wenn Ihnen das nicht so geht, empfehle ich das!), hilfreich ist auch der Papagei auf der Schulter, der einen am Ohrring pult, oder die Hand in der Dublonenkiste (nach Geschmack können die ja auch aus Schokokaugummi sein).
SCHREIBKICK: Multimedialität für Stimmung
Beitrag zum „The Tempest“-Newsletter 05/2018 und 02/2019
Um sich in die richtige Schreibstimmung zu versetzen, wäre es natürlich schön, wenn das Wetter mitspielte, weil man leichter über eine vereiste Schneelandschaft schreiben kann, wenn die Sonne nicht vom Sommerhimmel brennt.
Stattdessen kann man sich aber auch Bilderordner zu Jahreszeiten erstellen, durch die man sich vor dem Schreiben klicken kann, um sich in Stimmung zu bringen. Ähnliches kann man für Landschaften machen – zum Beispiel Wüste, Gebirge, Steppe, Tundra, Urwald – oder Klimazonen – zum Beispiel Tropen, Polargebiet – und für alle Dinge, die man unter einem Oberbegriff zusammenfassen kann.
SCHREIBKICK: Schatzkiste
Beitrag zum „The Tempest“-Newsletter 08/2018
Wenn man ein besonderes Buchprojekt plant, kann man sich eine kleine Schatzkiste kaufen – gibt’s in Bastelläden – und diese mit inspirierenden Gegenständen füllen.
Beispiel Piratenbuch: Eine Augenklappe, ein Schatz aus Goldmünzen (z. B. Schokotaler) und Edelsteinen (aka Hochzeitstisch-Deko), ein Kompass, ein Logbuch (ein Notizbuch mit marinem Einband, ein Schiff oder eine Landkarte), eine Landkarte (aus dem Internet, gedruckt auf schönes Papier, an den Rändern mit Feuerzeug angesengt) und ein kleines Säckchen voller interessanter Dinge (z. B. schwarzer Sand, Ansammlung verschiedener Samen (aka Vogelfutter), Murmeln, bunte Federn oder andere exotische Gegenstände). Die Augenklappe ermöglicht einem die Piratenperspektive. Vielleicht konzentriert man sich auf mehr Details, weil man nicht mehr dreidimensional sieht, oder man muss das Körpergefühl neu lernen, um den Verlust der dreidimensionalen Sichtweise auszugleichen, oder vielleicht ist man auch einfach generell grantiger, weil das Gummiband der Befestigung nach ein paar Stunden drückt. Der Schatz kann dazu dienen, sich von Lichtreflexionen durch eine Edelsteinlinse inspirieren zu lassen. Für welchen Schatz würde man bis ans Ende der Welt segeln, einen Seesturm bezwingen oder eine Meuterei anzetteln? Besonders inspirierend ist auch das geheimnisvolle Säckchen. Womit ist es gefüllt? Welche Länder hat es durchreist? Ist Zaubersand darin? Magische Samen? Das Geheimnis ewiger Jugend? Ist es gar mehr wert als der Schatz selbst? Und schon ist man mitten in seiner Geschichte und hat quasi den halben Plot bereits im Kopf.
Tipp: Eignet sich auch als Geschenk.
SCHREIBKICK: Schreibtisch aufs Lieblingsgenre ausrichten
Beitrag zum „The Tempest“-Newsletter 11/2018 und 08/2019
Sofern man ein Lieblingsgenre hat, in dem man meistens schreibt, und dazu einen festen Arbeitsplatz, zum Beispiel den Schreibtisch, kann man diesen auf sein Genre ausrichten, um sofort bei Schreibbeginn in die richtige Stimmung zu kommen. Ein paar Beispiele:
Fantasy. Zunächst ist alles aus Holz. Verschiedenste Bücher stapeln sich in, auf und unter Regalen. Eine Buchstütze, die wie ein alter Globus aussieht. Verschiedene kleine Gegenstände, die vielleicht den Gnomen gehören könnten, die in den Steckdosen hausen. Ein Stapel Papier und, wer es ganz altmodisch mag, vielleicht sogar eine Schreibfeder und Tinte, um sich Notizen zu machen.
Science-Fiction. Eine Schreibtischplatte aus Glas, in der man sich ein riesiges Touchpad vorstellen kann. Roboterhafte, gleichmäßige Anordnung aller Gegenstände im Schreibtischbereich. Bücher sind dort eher nicht zu finden, sondern vielleicht noch ein Handy und ein Tablet und künstlich hergestelltes Schreibgerät, vielleicht ein Block mit Plastikeinband und Kulis oder Textmarker.
Kinderbuch. Möglichst verspielt und bunt. In einer Ecke könnte eine Sammlung an Steinen, Murmeln oder Muscheln liegen, die jeden Fünfjährigen neidisch machen würde (und durch die man auch als Erwachsener mal seine Finger gleiten lassen kann).
Horror. Schon die Schreibtischplatte kann schwarz sein. Vielleicht sitzt auf einer Ecke etwas Haariges (eine Kuschelspinne zum Beispiel), und es finden sich mysteriöse Bücher, die sich nicht öffnen lassen, und vielleicht auch ein Glas mit einer dunklen, undefinierbaren Flüssigkeit.
NACHTRAG zu 07/2019 (aus meinen persönlichen Erfahrungen): Piratenliteratur. Man kann sich eine durchsichtige Schreibtischunterlage auflegen und unter diese eine Karte schieben (aus dem Internet ausgedruckt, mit Feuerzeug die Ränder ausgebrannt) oder Federn, Schmuck oder Piratennippes wie Glitzerdinge, ein interessantes Stück Papier oder Schrift oder schlicht ein bisschen Sand.
SCHREIBKICK: Dieselbe Sache einmal wohlwollend und einmal negativ beschreiben
Beitrag zum „The Tempest“-Newsletter 10/2018 und 05/2019
Beim Schreiben geht es manchmal um außergewöhnliche Protagonisten, Perspektiven oder Szenen. Gerade beim Schreiben fantastischer Literatur ist dies wichtig, da es hier oftmals um Perspektiven von Figuren geht, die nicht einmal menschlich sind. Um deren Sichtweise zu verstehen, kann man Situationen, Personen oder Dinge zweimal beschreiben: einmal wohlwollend, einmal gehässig. Wie riecht eine Tonne Müll aus Sicht einer Straßenkatze oder eines frischgeduschten Menschen auf dem Weg zu einem Date?